Calibra-Kempf und seine lustigen 13er
Vielen von uns, die sich entschieden hatten das WG zu besuchen, war nicht ganz klar, was uns genau erwartet. Da es nun aber so war, daß diese Ausgangsposition für alle Beteiligten Überraschungen bereitzuhalten versprach, nahmen wir die uns bevorstehenden 3 Jahre zuversichtlich in Angriff. Genauso zuversichtlich und gewissenhaft wie wir (nein ehrlich), schien auch einer unserer Lehrer – ich meine natürlich nicht nur diesen Lehrer, aber ich schreibe jetzt speziell über ihn – also schien auch einer unserer Lehrer ein Ziel zu verfolgen. Ich schreibe hier „ein“ Ziel, weil ich mir nicht ganz sicher bin, ob wir immer die selben Absichten hatten. Dieser bestimmte Lehrer – jung, dynamisch, … – legte z. B. zeitweise ein Tempo vor, das annehmen ließ, er wolle uns so schnell wie möglich wieder loswerden. Als ihm – übrigens erst in der 13ten Klasse – jedoch klar wurde, daß uns diese Tatsache in eine tiefe Depression stürzte, teilte er uns mit, daß er sich freue einige nun doch noch ein Jahr länger als üblich unterrichten zu dürfen. Wie nett. Immerhin hatte er wieder einmal ein gewisses Einfühlungsvermögen bewiesen.
Was das Tempo betrifft, so versuchte er sich auch im Straßenverkehr auf die gewohnte Überholspur zu katapultieren. Zu diesem Zweck kaufte er sich einen Calibra – porscherot – versteht sich von selbst. Keine – alltägliche Anschaffung – das kam uns selbstverständlich verdächtig vor. Dieser Lehrer muß einen lukrativen Nebenverdienst zu verzeichnen haben, das war uns allen klar. Dezent erkundigten wir uns – mit gezücktem Bleistift – nach seiner Kontonummer. Seine Antwort war ein Grinsen und seine Kontonummer blieb ein Geheimnis. Für uns sehr traurig. Dies zwang uns nun einen weitaus diplomatischeren Weg einzuschlagen. So schlugen wir ihm des öfteren vor, sich mit uns im Cafe Dees über unsere Situation zu unterhalten (während der Unterrichtszeit – versteht sich – Freizeit ist auch dem Lehrer heilig), aber auch dieser Versuch ihm unser Herz auszuschütten schlug fehl.
Mit diesen letzten Bemühungen unsererseits war die Bestechungsaffaire Kempf – ah ja, sein Name ist Kempf, Rainer Kempf – abgeschlosson, ohne daß sie richtig begonnen hatte. Das Chaos vorprogrammiert, das Disaster ins Rollen gebracht, bereiteten wir uns aufs Abi vor. Der einzige, der sich nicht aus der Ruhe bringen ließ, war unser Lehrer Kempf – er hatte ja sein Abitur schon, was er oft genug, so ganz nebenbei bemerkte.
Nichts geht über ein paar töstend beruhigende Worte, nicht war Herr Kempf?