… viel Rauch um nichts
Seit der Mittelstufe bekommt man es zu hören, „He, Du da hinten, an Deiner Stelle würde ich aufpassen, das braucht man nämlich bis zum Abitur“ oder „Wer das nicht kann, der schafft’s Abitur nie“. Das alles nervt schon dort, jedoch ist es noch in weeter Ferne und man weiß sowieso noch nicht,ob man bis zum Abi weitermachen will.
Einmal in jedem Jahr bekommt man auch noch die anscheinend schönen Seiten des Abis mit, wenn die 13er beim Abistreich und Sonstigem mal richtig die Sau rauslassen (so wie die 13er vorletztes Jahr. Die sind sogar um die Schule herumgefahren und haben 2 mal gehupt!) Ein allährliches Aufeinandertreffen mit dem Abitur gibt es außerdem noch im Januar, wenn plötzlich im Gang ein Schild steht: „Ruhe bitte! Abitur.“ Dieses Schild hat aber auch nur eine geringe Wirkung, denn außer den Oberstufenschülern, die bei diesem Anblick eine Gänsehaut bekommen, eeil sie demnächst auch dran sind, läßt es alle Anderen ziemlich kalt. Doch manche 11er und 12er bekommen sogar Angst, weil es nur noch ca. 1 1/2 Jahre bis zum Abiur dauert und sie immer noch nichts gelernt haben. Aber wen wundert diese Einstellung, denn spätestens ab der 11ten bekommt man nichts mehr anderes zu hören als Abitur, sozusagen Tag und Nacht. Was in der 12ten dann natürlich noch verstärkt stattfindet, da die Themen, wie es so schön heißt, prüfungsrelevant sind und die Noten schon zum Abizeugnis zählen und weil man vor allem in den Klausuren schon alte Abiaufgaben vorgeknallt bekommt, von denen es einem noch nie gelungen ist, eine zu lösen. Hinzu kommt, daß die Lösungen, die man natürlich zu den Abiaufgaben dazubestellt hat, in einer fremden Sprache geschrieben zu sein scheinen. Doch was soll’s, „es ist ja noch Zeit „, versucht man sich einzureden und ist danach auch für ein Weilchen beruhigt. Doch was nutzt das, wenn 5 Minuten später so ein Schorsch reinkommt und äußerst hektisch Wortstümmel in den Raurn wirft (total außer Atem): „Es sind noch 42 Mathestunden bis zum Abitur, das muß Ihnen klar sein.“ Na ja, laß ihn reden, die letzten Sommerferien vor dem Abitur sind gekommen, da hat man ja genug Zeit zum lernen. Doch plötzlich sind sie wieder da, die unendlich vielzähligen Konsumwünsche, die bei jungen Menschen sowieso schon enorm sind und erst recht bei den Schülern des Kapitalistengymnasiums. Hm, da hilft nur eins: schaffe, schaffe … (=keine Lust und keine Zeit in den Somrnerferien zu lernen).
Dann ist man in der 13ten! Für eine kurze Zeit genießt man es, die „Größten“ zu sein, bald bemerkt man jedoch, daß man „zu den ärmsten Schweinen gehört“, denn bis vor Weihnachten müssen alle Klausuren geschrieben sein und diese nicht schlecht, damit man wenigstens zu diesem langsam übernervenden Abi zugelassen wird. Dann ist es soweit: die letzte Klausur ist geschrieben, und es gibt Zeugnisse vor Weihnachten.
– Frohes Fest –
Der Tag ist gekommen, an dem unser Häuptling zu uns findet, um uns die Ernsthaftigkeit dieser Lebenslage noch einmal klar zu machen und um alle noch einmal zum Lernen zu stimulieren, gute Tips zu geben (z.B. Wandern als Lernausgleich, oder mit dem Buch auf einen Gipfel zu wandern, um oben zu lernen …). Und auch um eigene Geschichten zu erzählen, die natürlich das Leben schrieb, denn Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, gell (Abirechtsmittelbelehrung)! „Diese Erfahrung mußte ich auch schon selber machen, gell. Da habe ich einen Lastwagen überholt und das Überholverbotsschild übersehen, da hat mich dann die Polizei angehalten. Ich habe dann natürlich versucht es dem Wachtmeister zu erklären, der sagte aber nur: „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht“, gell.“ (Der Polizist sagte natürlich nicht gell, aber egal) Auf jeden Fall scheint an dieser Sache irgendetwas faul zu sein, denn so nett war dieser Mann noch nie. Nach dieser Rechtsmittelbelehrung folgt dann eine große Abschiedszeremonie von den Mitschülern (Leidensgenossen). Man klopft selbst lernaufmunternde Sprüche, um die Überfaulsten zu motivieren, denn man will ja schließlich, wenn diese ganze Sache irgendwann einmal ausgestanden sein sollte, nicht alleine feiern. Und dann – zum ersten Mal in seinem Leben wirklich lernen, richtig powermäßig ca. 3 Stunden täglich, sehr intensiv. Im Nu sind die Ferien zu Ende, noch eine Woche bis zum Abi und man hat den Stoff natürlich noch nicht durch.
Es ist Sonntagabend es ist der „day before“. Nun ist es an der Zeit sich einen gewissen Galgenhumor zuzulegen, um dies durchzustehen. Sich z.B. 100 Möglichkeiten auszudenken, welche Pannen dazu führen könnten zu spät zum Abi zu kommen, wie z.B. daß deine Katze sämtliche zur Verfügung stehenden Fortbewegungsmittel aufgefressen hat, oder daß du den Weg zur Heimschule vergessen hast, daß Bürgerkrieg tobt oder du vergessen hast, daß das Abi in Freiburg geschrieben wird, daß du einen Anruf von deiner Traumfrau bekommst und sie dich endlich treffen will, allerdings nur morgen früh um 8.00 h, etc. (wie Ihr seht: ein Spiel ohne Grenzen!).
Montag 7.30 h. Keine deiner Horrorvisionen ist eingetroffen, du bist pünktlich, gell, und hast nichts vergessen (Ausweis, Fahradpaß, Game Boy, Lego Space Camp). Oh nein – da kommen sie: Fachlehrer, Häuptling und eine komplette Wach- und Schießgesellschaftsmannschaft mit Schlagstöcken, Wasserwerfern und allem, was dazugehört. Der Fachlehrer hat einen riesigen Karton unter dem Arm, scheint sich einen neuen Videorecorder gekauft zu haben. Die Tür des Tagesheims 2 geht auf und genauso schnell auch wieder zu (na bitte, wenn sie nicht wollen, gehn wir halt wieder …). Scheinbar Stunden später … Wir dürfen hinein in die heilige Halle – anfangen? – falsch gedacht – Jacken, Taschen in den Glasgang – Teddybären, Affen, Giraffen, Rosarote Panther, Penise aus Stoff auf den Tisch, genauso wie ein Wecker und ein überdimensionales Vesper – anfangen? – weit getehlt – Rechtsmittelbelehrung: Sie sind alle anwesend, d. h. sie sind alle gesund, weil ich hab sie ja über die rechtlichen Grundlagen aufgeklärt, gell. 8.10 h! Mit 1Ominütiger Verspätung wird angefangen. An jedem Platz liegt eine Mappe mit den jeweiligen Namen darauf, darin die Prüfungsaufgaben – auf den ersten Blick vielleicht unlösbar erscheinende Aufgaben, jedoch bleibt cool, irgendwas kann man immer schreiben. 9.00 h! Ich habe fast vergessen was ich hier eigentlich mache, bin völlig ruhig wie in einer ganz normalen Deutsch Klausur. Plötzlich schreit ein aufsichtshabender Lehrer aus dem Fenster „Ruhe da unten hier ist Abitur“. Abitur, ach du Scheiße, und ich sitz mitten drin – keep cool – werde ruhig – deine Beine werden ruhig und schlaff – vorsicht aber auch nicht einschlafen. 10.30 h! Oberstudiendirektor Scherer kommt rein und verkündet einen Fehler in der Quellenangabe eines Themas – aufatmen, denn dieses Thema hat nur das NG. Trotzdem regst du dich über diese Oberschulamtsbleedels auf. Doch bleib ruhig, ganz Baden-Würternberg schwitzt mit Dir mit, deine Mutter ist in der Kirche und zündet Kerzen für dich an. 12.10 h! Abgabe. Hm, eigentlich war das eine ganz normale Deutsch-Klausur, nur mit mehr Zeit – hm, so schlimm war’s ja gar nicht.
Du kommst nach Hause, dein Lieblingsmittagessen steht auf dem Tisch, Fragen über Fragen, du bist der absolute Mittelpunkt und wirst von allen bemitleidet, deine Eltern sind nervöser als du – langsam fängt dieses Abitur an dir Spaß zu machen! Moment. Das allerschlimmste kommt ja nopch – morgen VBR. Du willst dich erst einmal entspannen, so richtig abschalten, deshalb machst du das Radio an. „Ja, heute hat das Abi in Baden-Würtemberg begonnen. Hier einige Stimmen …“ – nein man bleibt nirgendwo verschont.
Es ist Dienstag, kurz vor 8.00 h in Ettenheim, alle Jacken und Taschen etc. in den Glasgang. Sie sind alle anwesend, also auch gesund, weil … gell. Die Tortur kann beginnen:
Schon um 12.00 h ist man total gehirntot, will in den Glasgang gehen, um seine Jacke zu holen, um anschließend frische Luft zu schnappen, da Läuft einem die Läufer über den Weg:
Läufer: „Sie, was machen sie denn da drin.“
Schüler: „Wir hatten gerade Abitur, zufällig.“
Läufer: „Was, um die Zeit? Die sind doch schon längst fertig.“
Schüler: „Ja das NG vielleicht, wir aber nicht.“
Läufer: „Ach so, Sie sind WG (igitt igitt) … ja was haben Sie denn jetzt noch, Abi am Mittag wo gibt’s denn das?“
Schüler: “ RW (Knurr!)“
Läufer: „Ja und heute morgen?“
Schüler: „VWL und BWL ( Knurr! Knurr!)“
Läufer: „Gibt’s da etwa Unterschiede?“
Für einen Moment willst du zuschlagen, doch du besinnst dich frühzeitig, denkst an deine Frau und die 12 Kinder, die zu Hause auf dich warten.
16.00 h! Du hast auch diese Hürde genommen, wie ist dir in diesem Moment ziemlich egal (hauptsach s’isch rum). Bis zum Donnerstag der nächsten Woche heißt es dann für jeden noch einmal: „Sie sind alle anwesend d. h. auch gesund, weil … gell.
An diesem Donnerstag wird unser letzter Prüfling Doris Fäger schließlich mit Pauken und Trompeten vom Abi abgeholt – hinauf auf’n Berg.
Was soll Euch dieser Artikel sagen?
- Daß kaum einer vor den Weihnachtsferien dazu kommt, sich auf’s Abi vorzubereiten, deshalb keine Panik;
- Daß man aus der 12ten und 13.1 doch noch mehr im Kopf hat, als man denkt und einem deshalb die Abivorbereitung leichter fällt als man denkt;
- Daß man weder auf Leute hören soll, die einem erzählen , sie hätten schon in der Grundschule angefangen, sich auf’s Abi vorzubereiten, noch auf Leute, die einem erzählen sie hätten nichts aut’s Abi gelernt, da jeder seinen eigenen Weg finden muß sich auf’s Abi vorzubereiten;
- Daß es keinen Grund gibt, vor dem Abi Angst zu haben (dazu habt Ihr noch genügend Zeit vor dem Tag der Notenbekanntgabe irgendwann im Mai);
- Daß Ihr nach dem Schriftlichen auf eine Hütte fahren sollt, um enorme Entspannung zu betreiben.